Vorschau auf das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

Van der Poel fordert Pogacar in den Ardennen heraus

Foto zu dem Text "Van der Poel fordert Pogacar in den Ardennen heraus"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates, vorn) und Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) bei Mailand-Sanremo. Gibt es solche Bilder auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich? | Foto: Cor Vos

20.04.2024  |  (rsn) – Kommt es beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Duell der Giganten? Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) tritt nach einem einwöchigen Trainingsintermezzo in Spanien zu seinem vierten Monument in dieser Saison an. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der im Jahr 2021 bereits bei ‘La Doyenne‘ triumphierte, kehrt aus einer sogar vierwöchigen Rennpause zurück und gilt in Abwesenheit des verletzten Titelverteidigers Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) als Top-Favorit.

Allerdings hat auch van der Poel mit seinem sechsten Platz bei seiner bisher einzigen Teilnahme im Jahr 2020 bewiesen, dass er nicht nur auf dem Kopfsteinpflaster, sondern auch an den schweren Ardennenanstiegen gut klarkommt. Nachdem er beim Amstel Gold Race am vergangenen Sonntag hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hat der Niederländer in Spanien seine “Batterien wieder aufgeladen“, wie van der Poel in einer Pressemitteilung seines Teams sagte.

Nach der Rückkehr am Donnerstag ließ der Ronde- und Roubaix-Gewinner aufgrund des schlechten Wetters die für Freitag geplante Streckenerkundung quasi ins Wasser fallen. Als Nachteil wertete der 29-Jährige das aber nicht. “Ich kenne die meisten der Straßen und Hügel hier.“ 

Den 22. Platz vom Amstel Gold Race wollte van der Poel nicht als Indiz für eine absteigende Formkurve gewertet wissen. “Ich hatte keine super Beine beim Amstel war aber auch nicht wirklich schlecht. Weil mein Frühjahr schon so erfolgreich war, konnte ich im Finale ein bisschen pokern. Das hat nicht so geklappt wie erhofft“, sagte er im Rückblick auf den ersten Ardennenklassiker, der mit seinem bisher schlechtesten Resultat an bisher nur sechs Eintagesrennen in dieser Saison endete.

Pogacar aus der Höhe direkt in die Ardennen

Während van der Poel die Hälfte davon auf dem obersten Podium beendete, kam Pogacar an bisher auch erst neun Renntagen sogar fünf Mal als Erster ins Ziel. Dazu entschied der Slowene mit großem Vorsprung die Gesamtwertung der Katalonien-Rundfahrt für sich. Danach legte er eine geplante Pause ein, um in der Höhe zu trainieren. 

Van der Poel nannte Pogacar als seinen größten Gegner beim schwersten der Ardennenklassiker, auch wenn der zweimalige Toursieger direkt aus dem Training heraus antreten wird. “Wir haben bei Strade Bianche gesehen, dass Tadej kein Rennen benötigt, um in Topform zu kommen“, blickte er auf den italienischen Frühjahrsklassiker zurück, bei dem Pogacar einen grandiosen Saisoneinstieg gab und sich mit einem Solo über 81 Kilometer überlegen in Siena den Sieg sicherte.

Auch wenn van der Poel ihm mit seinen erfolgreichen Soloritten beim E3-Preis (42 km), der Flandern-Rundfahrt (45 km) sowie Paris-Roubaix (60 km) nicht nachstand, wird Pogacar auf den schweren 254,5 Kilometern inklusive elf Anstiegen durch die Ardennen allgemein als aussichtsreicher eingeschätzt. “Ich fahre gern gegen Mathieu“, meinte der 25-Jährige, der in Lüttich bereits zweimal auf dem Podium landete. Im Jahr vor seinem Triumph 2021 war er bereits Dritter geworden. In der vergangenen Saison musste er nach einem Sturz mit einer gebrochenen Hand das Rennen aufgeben.

Nun will Pogacar seinen zweiten Doyenne-Triumph feiern und sieht sich dabei selbst gegenüber van der Poel leicht im Vorteil. “Dieser Klassiker ist besser für Kletterer geeignet als für einen schwereren Fahrer wie ihn. Aber wir wissen, dass er alles kann. Es wird ein offenes Rennen. Wir können mit Angriffen weit vor dem Ziel rechnen“, kündigte er an – und auch, dass er “am Sonntag mehr Fahrer als nur Mathieu im Auge behalten muss.“

Macht Pidcock aus dem Duell einen Dreikampf?

Namentlich erwähnte Pogacar die ebenfalls hoch gehandelten Richard Carapaz (EF Education – EasyPost), Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike), Mattias Skjelmose (Lidl – Trek), Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) und Dylan Teuns (Israel – Premier Tech) sowie Amstel Gold-Sieger Tom Pidcock (Ineos Grenadiers). Der Brite, der ebenso wie Pogacars Teamkollege Marc Hirschi und Skjelmose beim Flèche Wallonne mit Unterkühlung aufgeben musste, hat sich von seinem schwarzen Tag gut erholt und gab an, auch beim letzten der drei Ardennenklassiker auf Sieg fahren zu wollen.

“Ich weiß, wie schwer es sein wird, aber ich bin bereit dafür“, sagte der 24-Jährige in einer Pressemitteilung seines Teams. “Ich kann nicht sagen, dass ich stolz auf meine Leistung im Flèche Wallonne bin, es gab an diesem Tag sicherlich Fahrer, die besser waren als ich, aber mir war so kalt, dass ich unmöglich an das Rennen denken konnte. In diesem Moment ist es besser, auf der sicheren Seite zu sein“, beschrieb er seinen Ausstieg als Vorsichtsmaßnahme.

Den Mittwoch will Pidcock nun vergessen machen, zudem zählt er Lüttich-Bastogne-Lüttich zu seinen Lieblingsrennen, bei dem er sich 2023 nur dem überragenden Evenepoel geschlagen geben musste. “Ich denke, dass ich letztes Jahr ein sehr gutes Rennen gefahren bin. Natürlich ist ein Podiumsplatz bei einem Monument fantastisch, aber ich möchte unbedingt mein erstes Monument gewinnen“, kündigte der 24-Jährige selbstbewusst an.

Allerdings wird das Wetter am Sonntag nicht viel besser sein als beim Flèche Wallonne, was auch Skjelmose, der in Huy vom Rad gehoben und zum Auto getragen werden musste, nicht freuen dürfte. Dafür fiebert der Dänische Meister umso mehr dem Aufeinandertreffen mit Pogacar entgegen "Ich bin froh, dass Tadej wieder dabei ist. Er mag schwere Rennen und deswegen wird das Tempo schon früh hoch sein. Für mich ist das das Beste, was passieren kann", freute sich der Vorjahresneunte gegenüber Wielerflits auf die Rückkehr des Weltranglistenersten.

Zum erweiterten Kreis der Favoriten gehören zudem der Vorjahresdritte Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) sowie die Franzosen Benoit Cosnefroy (Decathlon -AG2R La Mondiale), Valentin Madouas und Romain Gregoire (beide Groupama – FDJ) und Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) sowie Bora-hansgrohe-Kapitän Aleksandr Vlasov, der wie die meisten Fahrer den Flèche Wallonne vorzeitig beendete.

Die deutschsprachigen Fahrer:

Mit Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) und Jonas Koch (Bora – hansgrohe) stehen nur zwei deutsche Profis in Lüttich am Start. Während Zimmermann, dessen Team ohne erklärten Kapitän antritt, sich über eine freie Rolle freuen dürfte, wird Koch Helferaufgaben für seine Kapitäne Vlasov und Jai Hindley übernehmen.

Eine vergleichbare Rolle wird der Österreicher Felix Gall bei Decathlon – AG2R La Mondiale für seinen Teamkollegen Cosnefroy spielen, sein Landsmann Patrick Konrad, im vergangenen Jahr immerhin Achter in Lüttich, wird bei Lidl – Trek den Edelhelfer für Skjelmose geben wird. Der Amstel-Zweite Marc Hirschi würde in fast jedem anderen Team als Kapitän starten. Bei UAE Emirates wird der Schweizer allerdings in Pogacars Dienst stehen. Sein Landsmann Mauro Schmid steht im Aufgebot von Jayco – AlUla, das von Simon Yates angeführt wird.

Bob Jungels (Bora – hansgrohe) ist einer von vier ehemaligen Doyenne-Siegern am Start. Der Luxemburger konnte in dieser Saison aber noch nicht auf sich aufmerksam machen und dürfte auch in Lüttich kaum für ein Spitzenergebnis in Frage kommen. Sein Landsmann Michel Ries ist bei seiner Equipe Arkéa - B&B Hotels als Helfer für den Flèche-Zweiten Kevin Vauquelin vorgesehen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.04.2024Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“

(rsn) – Auch wenn es nicht zum dritten Sieg bei einem Monument in dieser Saison reichte, gehörte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu den Gewinnern des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich.

22.04.2024Bernal auf allerbestem Weg zurück in die Weltspitze

(rsn) – Am Ende stand für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) in Lüttich der 21. Platz auf der Ergebnisliste. Doch das Resultat an sich spiegelte kaum wider, wie stark der Kolumbianer bei seinem Debüt

22.04.2024“Ich betreibe massiv Aufwand und andere sind hinter dem Auto“

(rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) konnte und wollte mit seinem Frust nicht hinter dem Berg halten. Platz zehn bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, das war eine Woche nach seinem Triumph beim Amstel

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Van der Poel: “Heute das für mich bestmögliche Ergebnis“

(rsn) – Nach einer Attacke an der berühmten Redoute und einem nachfolgenden Solo hat sich Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den Sieg beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) geholt

21.04.2024Pogacar holt sich mit 35-km-Solo sein sechstes Monument

(rsn) – Das mit Spannung erwartete Duell bei der 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) wurde letztendlich keines. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ließ Mathieu van der Poel (Alpecin

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

21.04.2024Pidcock: “Ich bin bereit zu leiden“

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Bei der diesjährigen 110. Ausgabe des ältesten Eintagesrennens der Welt müssen die Männer bei n

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Gelingt Vollering zum Ardennenfinale das erste Erfolgserlebnis?

(rsn) – Im vergangenen Jahr wurden die Ardennenklassiker von Demi Vollering und ihrem Team SD Worx dominiert. Die Niederländerin gewann als zweite Fahrerin nach ihrer Landsfrau und aktuellen Sportd

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten Ardennenwoche steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit ältest

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach beginnen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Rundfahrt-Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder aufzunehmen. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

08.05.2024Geschke: “Heute Abend wird gefeiert“

(rsn) – Kein Tag wie erwartet: Benjamin Thomas (Cofidis) hat die 5. Etappe des 107. Giro d’Italia aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus gewonnen. Die Sprinterteams hatten dagegen das Nac

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt zurück in die Erfolgsspur

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)