Wer startet mit welchem Material?

Bluffs und Geheimniskrämerei vor dem Zeitfahren

Von Felix Mattis aus Sallanches

Foto zu dem Text "Bluffs und Geheimniskrämerei vor dem Zeitfahren"
Zeitfahr- oder Straßenrad? Bei Katusha schraubte man vor dem Zeitfahren an allen von Canyon gestellten Variationsmöglochkeiten. | Foto: Cor Vos

21.07.2016  |  (rsn) - Alles bleibt bis zur letzten Sekunde geheim. Vor dem Bergzeitfahren von Sallanches nach Megeve will sich niemand in die Karten schauen lassen. Wer fährt mit dem Zeitfahrrad? Wer mit dem Straßenrad? Wer wechselt das Arbeitsgerät sogar unterwegs?

Alles scheint möglich. Zu Beginn waren in Sallanches am Start ausschließlich Straßenräder zu sehen - großteils sogar ohne Zeitfahraufsatz am Lenker. Doch das hatte einen simplen Grund: Für im Gesamtklassement weit hinten liegende Fahrer ist das Ergebnis des Kampfes gegen die Uhr heute zweitrangig. Sie müssen nur im Zeitlimit bleiben.

An der Spitze aber zählt jede Sekunde, und das wird auch deutlich. "Wir haben es genau analysiert, hinsichtlich Aerodynaikwerten", erklärte Canyons Andreas Walzer radsport-news.com am Start. "Aber Aerodynamik ist heute nicht alles." Der Zeitfahrkurs beginnt mit vier weitgehend flachen Kilometern, beinhaltet dann zwei sehr steile Kilometer und anschließend einen längeren, nur leicht ansteigenden Abschnitt mit einer weiteren 300 Meter langen steilen Rampe, bevor es bergab zum Ziel geht.

Das gibt Spielraum für viele Materialszenarien und am Ende des Tages dürfte man so gut wie alle denkbaren Rahmen-Laufrad-Lenker-Variationen gesehen haben. Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) zum Beispiel fährt auf Cervelos Zeitfahrmaschine, weil er darauf für die Olympischen Spiele trainieren will. Auch Walzer legt nahe, dass die von Canyon belieferten Teams Movistar und Katusha mit der Zeitfahrmaschine fahren könnten - und zwar vom Start bis zum Ziel die gesamten 17 Kilometer. "Aber es ist letztendlich auch eine Gefühlsentscheidung jedes Fahrers", weiß er.

Wichtig ist, dass das Speedmax nur gut ein Kilogramm schwerer sei als die Straßen-Konfiguration - vorausgesetzt, man fährt ohne Scheibe hinten. Das Gewicht spielt bei der Wahl des Rades angesichts der steilen Abschnitte im heutigen Zeitfahren eine große Rolle. Deshalb glaubt Rolf Aldag, dass ein Radwechsel unterwegs Sinn macht.

"Wenn man das gut einstudiert, kostet es nur zehn bis zwölf Sekunden", erklärte Boasson Hagens Teamchef radsport-news.com. Möglich wäre also ein Start mit dem Zeitfahrrad für die ersten vier Kilometer und dann ein Wechsel aufs Straßenrad, wenn es steil wird. "Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es sich lohnt, zwei Mal zu wechseln", so Aldag - ein Mal nach vier Kilometern zu Beginn des Anstiegs und ein zweites Mal nach den steilen 2,5 Kilometern etwa bei Kilometer sieben, wenn es gemäßigter wird.

An den Teambussen war über die Konfiguration der Favoriten jedenfalls wenig bis gar nichts herauszubekommen. Bei Trek-Segafredo etwa standen sieben Straßenräder vor dem Bus, einzig das von Bauke Mollema fehlte. "Über sein Rad haben wir uns etwas mehr Gedanken gemacht. Lass' Dich überraschen", sagte Pressesprecher Tim Vanderjeugd zu radsport-news.com. Sky bereitete für Geraint Thomas ein Straßenrad mit Zeitfahrlenker vor, was aber Chris Froome fahren wird, blieb schleierhaft. Und bei BMC standen sowohl Straßen- als auch Zeitfahrräder bereit.

Bluffen und Geheimnisse zu bewahren, das war am Start in Sallanches eine Kern-Kompetenz der Mitarbeiter aller Teams.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Brussels Cycling Classic (1.Pro, BEL)